Die Diagnose von Polyneuropathie hat viele Pfeiler

Die Polyneuropathie ist eine Schädigung der peripheren Nerven, die mitunter durch verschiedene Faktoren verursacht werden kann (z.B. Störungen des Stoffwechsels, aber auch exogene Faktoren wie Alkohol). Gerade weil die Liste an möglichen Ursachen so breit gefächert ist, ist für die Diagnosefindung der Polyneuropathie auch ein Mix an diagnostischen Methoden notwendig.

Wie meistens am Beginn einer geglückten Arzt-Patienten-Beziehung, steht auch bei diesem Krankheitsbild an erster Stelle die Erhebung einer möglichst umfassenden Krankengeschichte, der sog. Anamnese. Auf diese Weise kann gerade ein erfahrener Neurologe schon auf Grund der einfachen Patienten-Schilderung über Symptome und Verlauf viele wesentliche Hinweise zum Erkrankungsbild bekommen.

Im nächsten Schritt, wir der Patient dann umfassend, neurologisch untersucht.

Die Nervenleitgeschwindigkeit bei Polyneuropathie

Seit den 1940er Jahren wird zur Diagnostik von Erkrankungen der peripheren Nerven die Nervenleitgeschwindigkeit verwendet. Weiterhin ist sie nach wie vor der Standard in der apparativen Diagnostik von Polyneuropathien.

Bei der Nervenleitgeschwindigkeit wird gemessen, wie schnell der Strom im Nerven weitergeleitet wird. Bei bestimmten Arten der Neuropathie ist diese Geschwindigkeit reduziert. Dazu zählen vor allem die Formen, bei denen die Isolierschicht der Nerven geschädigt wird. Diese Arten der Polyneuropathie sind meist vererbt oder entstehen auf Basis einer Entzündung.

Die sog. Myelinschicht ist für eine schnelle Übertragung von Nervensignalen essenziell. Bei manchen Erkrankungen peripherer Nerven kann die Schädigung der Myelinschicht zu Verzögerungen der Reizübertragung führen.

Bei den meisten Neuropathien werden aber die Nervenfasern an sich zerstört. Dadurch werden nach Reizung mit Strom weniger Muskelfasern aktiviert. Dies kann dann mit der Messung nachgewiesen werden.

Der Nervenultraschall bei Polyneuropathien

In den letzten Jahren hat zusätzlich der Nervenultraschall bei Polyneuropathien einen großen Stellenwert erlangt.

Dieser ist im Gegensatz zur Nervenleitgeschwindigkeit schmerzlos. Relativ rasch können viele verschiedene Nerven untersucht werden.

Der Untersucher beurteilt einerseits die Querschnittsfläche der Nerven, andererseits auch das Farbverhalten, die sogenannte Echogenität. Bei bestimmten Arten der Polyneuropathie finden sich auch Verdickungen einzelner Nervenfaserstränge.

Der Nervenultraschall eignet sich ausgezeichnet, um die genaue Lokalisation der Nervenveränderungen darzustellen. Zusätzlich kann auch die Muskulatur beurteilt werden, die vor allem bei länger bestehenden Problemen deutliche Veränderungen zeigt. Hierzu zählen eine Abnahme der Muskelmasse, ein Umbau des Muskelgewebes sowie Muskelzucken.

Es gibt mittlerweile verlässliche Methoden, auch anhand von Nervenultraschall eine gute Aussage auf die Ursache der Polyneuropathie zu treffen. Daher verwende ich in meiner Ordination den sogenannten Ultrasound Pattern Sum Score.

Die Kombination von Nervenleitgeschwindigkeit und Nervenultraschall bei Polyneuropathien

Für sich alleine genommen ist aber der Nervenultraschall bei Polyneuropathien nicht ausreichend. Er liefert aber wichtige Informationen, die sich dann ins Gesamtbild einfügen.

Gerade bei entzündlichen Polyneuropathien hat sich die Kombination der Methoden bewährt, um einerseits rasch zur Diagnose zu gelangen und andererseits diejenigen Arten von Polyneuropathie zu identifizieren, die gut behandelbar sind. Deswegen ist die Verbindung von Nervenleitgeschwindigkeit und Nervenultraschall bei Polyneuropathien so wesentlich.