Schmerzhafte Entzündungen der Rachenmandeln (Angina tonsillaris – „Angina“ heißt frei übersetzt „Enge“) können im Kindesalter mehrmals pro Jahr auftreten und dabei ganz unterschiedliche Ursachen haben. In den meisten Fällen werden sie von Viren ausgelöst und heilen spontan wieder ab. Manchmal jedoch, können auch Bakterien die Verursacher sein: dann handelt es sich meist um eine Infektion mit Streptokokken (siehe Beitragsbild). Warum diese Unterscheidung für Therapie und Verlauf von Anginen wichtig ist, lesen Sie in diesem Artikel.

Anginen kommen häufig vor

Gerade im Winter sind Kinder besonders häufig krank. Der Grund liegt auf der Hand: Das kindliche Immunsystem muss erst lernen mit der Vielzahl an Viren und Bakterien in seiner Umwelt zurechtzukommen. Husten, Schnupfen und auch die akute Angina tonsillaris sind zwar häufig, in den meisten Fällen jedoch relativ harmlos und heilen zudem meist ohne spezifische Therapie wieder ab. Mitunter verlaufen sie sogar „still“, das heißt ohne die Ausbildung jeglicher Krankheitssymptome.

Wie bei allen Erkältungskrankheiten werden auch Anginen am häufigsten durch Viren ausgelöst, mit immerhin bis zu 75-90% aller Fälle (je nach Literatur). Bakterien, wie  z.B. die Streptokokken gehören somit zu den eher seltenen Verursachern der Angina. Insgesamt schätzt man den Prozentsatz der durch Streptokokken ausgelösten Anginen auf ca 15-20% der Fälle.

Sind Streptokokken gefährlich?

Streptokokken sind annähernd kugelförmige Bakterien, die sich bevorzugt in Ketten zusammenfügen (siehe Beitragsbild).Es gibt sie in zahlreichen Formen und Unterarten. Für die klassische Streptokokken-Angina sind meist Streptokokken des Serotyps A verantwortlich. Sie gehören zu den potentiell krankheitserregenden Keimen und sind für unseren Organismus fast immer schädlich.

Am Ort des Geschehens, also im Bereich des entzündeten Rachens und der Mandeln, richten die Streptokokken meist nur wenig Schaden an. Es gibt jedoch eine Reihe an gefürchteten Komplikationen und Folgeerkrankungen, die durch sie ausgelöst werden können: unter anderem können sie in die Blutbahn gelangen und sich im schlimmsten Fall an den Herzklappen absetzen und dort eine Entzündung auslösen (Endokarditis). Auch das ist zwar selten, kann aber mitunter fatale Folgen haben. Ist die Diagnose Streptokokken-Angina also einmal gestellt, geht man hinsichtlich der Therapie auf Nummer sicher und schirmt das Kind vorsorglich mit einem Antibiotikum gegen diese Komplikationen ab. Allein wegen der Entzündung im Hals wäre das eigentlich nicht notwendig.

Wie stellt der Arzt die Diagnose?

Leidet ein Kind an einer akuten Angina tonsillaris, geht es primär einmal darum, festzustellen um welche Art der Erkrankung es sich genau handelt. Hierbei gilt es primär abzuklären, ob die Erkrankung wirklich durch Streptokokken ausgelöst wurde, oder ob eine andere Ursache in Frage kommt – wie zum Beispiel das Pfeiffer’sche Drüsenfieber, welches ebenfalls zu schmerzhaft geschwollenen Mandeln führen kann. Der Verdacht einer Streptokokken-Angina ergibt sich meist auf Grund der von den Eltern geschilderten Symptome und der körperlichen Untersuchung. Zu den Symptomen gehören ein allgemeines Krankheitsgefühl mit Fieber und Kopfschmerzen,  Schluck- und Halsschmerzen, oft aber auch Bauchschmerzen und Erbrechen.

Im Verdachtsfall wägt der Arzt nun anhand von standardisierten Kriterien ab, ob die Durchführung eines Streptokokken-Schnelltests sinnvoll ist. Wenn ja, wird mithilfe eines weichen Wattestäbchens eine Oberflächenprobe von den Mandeln und vom Rachenbereich genommen (Abstrich) und mithilfe eines Schnelltestes ausgewertet. Ist dieser positiv, gilt die Diagnose als gesichert und eine Therapie mit Antibiotika ist gerechtfertigt. Ist der Fall nicht eindeutig, können mitunter noch weitere (Blut) Untersuchungen zur Diagnosesicherung herangezogen werden.

Fazit

Leidet ein Kind an Halsschmerzen, geschwollenen Mandeln, Fieber und Abgeschlagenheit, so ist die Konsultation eines praktischen Arztes oder Kinderarztes sicherlich sinnvoll und zu empfehlen. Die meisten Ärzte können schnell und direkt vor Ort abklären, ob es sich um eine durch Streptokokken ausgelöste Angina handelt oder ob eine andere Ursache in Betracht kommt. Eine gute Schmerztherapie, sowie allgemeine Maßnahmen bringen häufig Linderung – und ein unnötiger Einsatz von Antibiotika sollte in jedem Fall vermieden werden. Die genaue Abklärung der Erkrankung ist also sinnvoll und in jedem Fall ratsam.