Welche Möglichkeiten gibt es überhaupt ein Virus in einer Sekretprobe nachzuweisen?
Momentan gibt es drei große Test-Kategorien, über die mitunter auch in den Medien intensiv berichtet und gesprochen wird: 1. die Covid-19-PCR-Analyse, 2. den Covid-19-Antigen-Schnelltest und 3. die Covid-19-Antikörperuntersuchung aus dem Blut.
In diesem Artikel sehen wir uns an, wie die COVID-19-PCR-Untersuchung funktioniert. Doch bevor wir das tun, müssen wir uns kurz ansehen, wie so ein Virus – auch das COVID-19-Virus – ganz generell aufgebaut ist:
Viren sind keine Lebewesen
Wie jedes Virus besteht auch das COVID-19-Virus nur aus einem Stückchen Bauplan, ein paar Maschinen (Enzyme) um sich selbst zu reproduzieren und einer Kapsel, die es gegen äußere Einflüsse schützt. Um sich zu vermehren benötigt es wie jedes Virus immer eine Wirtszelle.
Das Virus selbst produziert keine Energie, “lebt” also streng genommen auch nicht. Viren sind hochwirksame Replikationsmaschinen, das heißt, dass sie zu ihrer Vermehrung immer eine Wirtszellen benötigen, in die Sie eindringen und deren System sie zu ihrer eigenen Reproduktion missbrauchen können. Die Wirtszelle selbst, geht bei diesem Überfall dann meist zugrunde: es kommt zur Entzündungsreaktion und zum eigentlichen Vollbild der Erkrankung.
Wichtig zu wissen: Nur ein Intaktes Virus, also eines mit allen Bestandteilen wie im Bild gezeigt, kann eine Zelle befallen, sich in ihr vermehren und sie dadurch schädigen. Oder anders gesagt: eine Infektion auslösen.
Wie kann man ein Virus in einem Sekret direkt nachweisen?
Will man jetzt ein Virus in einem Sekret direkt nachweisen, muss man sich auf die Suche nach spezifischen Bestandteilen dieses Virus machen. Also nach Fragmenten, die absolut zweifelsfrei und nur zu diesem einen Virus gehören können. Zwei Verfahren stehen dafür zu Verfügung:
- der PCR-Test; hier geht man auf die Suche nach Virus-RNA (Virus-Bauplan)
- ein Antigen-Tests; hier wird nach Virus-Glykoproteinen, also nach Bestandteilen der Virus-Hülle, gesucht
Man kann natürlich auch nachsehen, ob es im Blut eines Patienten Antikörper gibt (Antikörper-Test), die Anzeigen, ob das Immunsystem des Patienten schon Antikörper gegen die Antigene des Virus gebildet hat. Damit lässt sich im Bestfall sagen, dass der Patient schon einmal eine COVID-19-Infektion durchgemacht hat. Der Rückschluss auf die Infektion erfolgt dann indirekt. Weil diese Methode mit großen Unsicherheiten hinsichtlich des Ergebnisses verbunden ist, kommt sie in meiner Ordination nicht zur Anwendung.
Wie funktioniert der PCR-Test?
Um also das Virus direkt und sicher nachzuweisen, eignet sich kein Virusbestandteil besser als die viruseigene RNA. Denn sie ist nichts anderes als der exakte Bauplan des Virus, den wir (der Wissenschaft sei Dank) bereits lückenlos kennen und den jedes Virus als unverwechselbaren “Fingerabdruck” in sich trägt.
Im Prinzip ist die RNA nichts anderes als die DNA beim Menschen. Am besten stellt man sie sich als ein Buch mit 300 Seiten Text vor. Dieses Buch beschreibt exakt, wie das Virus aufgebaut ist. Die Kombination an Buchstaben in diesem Buch ist dabei absolut einzigartig und kommt ausschließlich in diesem Virus vor.
An dieser Stelle muss man sich vor Augen führen, dass in der abgenommenen Speichelprobe eines Menschen tausende, verschiedene Arten von Viren, Bakterien, sogar Pilzen leben. Und jeder dieser Keime, Viren und Pilze hat in seinem Inneren einen eigenen Bauplan, also wiederum sein eigenes Buch – auch wieder mit je nachdem mehr oder weniger Seiten.
Die Kunst ist es nun, unter diesen tausenden “Büchern” genau die paar Textabsätze einer Seite zu finden, die zum Bauplan (Buch) unseres COVID-19-Virus stammen. Und genau das kann die PCR.
Sie sucht mit Hilfe eines komplizierten chemischen Verfahrens nach zwei hoch-spezifischen RNA-Sequenzen (also Textabsätze) aus den Seiten des Bauplans des COVID-19-Virus. Wird sie fündig, kopiert sie diesen Textabsatz derart oft, bis es irgendwann durch ein anderes chemisches Verfahren in der Probe nachgewiesen werden kann.
Der Rückschluss, den man daraus ziehen kann: diese Seiten gehören zum Bauplan des COVID-19-Virus. Der Patient muss also mit diesem Virus befallen sein.
Wie exakt ist der PCR-Test?
Kein medizinisches Testverfahren ist absolut fehlerfrei. Wie genau ein Test arbeitet, lässt sich mittels zwei statistischen Begriffen beschreiben: der Senisitivität und der Spezifität eines Tests.
Die Sensitivität eines Tests sagt aus, bei wie viel Prozent der Erkrankten/Infizierten der Test die Infektion auch wirklich erkennt. Hat ein Test also eine Sensitivität von 95%, dann erkennt er 95 von 100 infizierten Patienten als richtig infiziert und 5 davon leider nicht, also als falsch-negativ.
Die Spezifität eines Tests sagt aus, zu wie viel Prozent ein Test eine gesunde Person auch als gesund erkennt. Das heißt: hat ein Test eine Spezifität von sagen wir 90%, dann erkennt er 90 von 100 Personen als richtig-gesund. Im Gegensatz dazu spuckt er bei 10 Personen leider ein falsch-positives Ergebnis aus, erkennt sie also leider als fälschlicherweise krank.
Im Falle der PCR geben Hersteller eine nahezu 100%ige Sensitivität und Spezifität für Ihre PCR-Tests an – unter Laborbedingungen. Das heißt: Die Wahrscheinlichkeit, dass dem PCR-Test ein infizierter Patient “entschlüpft” liegt im unteren Promille-Bereich.
Genau aus diesem Grund ist es auch so unglaublich wichtig, die Vorgaben des Herstellers hinsichtlich Abstrich-Technik, Probenlagerung und -transport so exakt wie möglich einzuhalten. Nur so kann die hohe Treffsicherheit der PCR-Untersuchung auch garantiert werden, da Fehler auf dem Weg des Transports der Probe vom Rachen des Patienten ins Labor sich mitunter fatal auf das Ergebnis auswirken würde.
Die PCR ist momentan nach wie vor die sicherste Methode, das Virus oder zumindest seine Bestandteile bei einem Patienten nachzuweisen.
Hast du Fragen zur PCR-Methode? Zögere nicht mir einen Kommentar entweder hier, auf Facebook oder Instagram zu hinterlassen. Ich freue mich jederzeit auf deinen Input 😉