Das Gesundheitssystem ist im Wandel begriffen: In Österreichischen Krankenhäusern herrscht allgemeiner Personalnotstand und auch die Covid-19-Pandemie hat die Versorgungslandschaft nachhaltig verändert. Das führt dazu, dass Ärzt:Innen ganz generell immer strenger abwägen müssen, welche Patient:Innen unter allen Umständen hospitalisiert werden müssen und für wen sich eine Behandlung im häuslichen Setting anbietet.
Dazu kommt, dass – wo früher unvermeidbar – in manchen Fällen Einweisungen in ein Krankenhaus gar nicht mehr zwingend notwendig sind, da sich diagnostische Möglichkeiten vor Ort in den letzten Jahren maßgeblich weiterentwickelt haben
Welche Bestandteile gehören also zu einer modernen Visite im Jahr 2023? Und in welchen Fällen kann ein Hausbesuch unter Umständen sogar vermieden werden? Finden Sie Antworten zu häufig gestellten Fragen in unserem bewährten Fragen&Antworten-Format.
1. Wann brauchen Patient:Innen generell eine ärztliche Visite?
Die Frage wirkt auf den ersten Blick trivial, muss im Jahr 2023 aber neu diskutiert werden. Noch vor 20 Jahren waren Allgemeinmediziner:innen DIE Erstansprechpartner:innen für alle medizinischen Anliegen ihrer Patient:innen. Im Jahr 2023 wird die Versorgung zuhause durch eine Vielzahl zum Teil hochspezialisierter Gesundheitsberufe ergänzt: wie z.B. Pflegeberufe, Physiotherapie, Wundmanagement, etc.
Nach wie vor, verstehen sich Allgemeinmediziner:Innen als die “Gesundheitsmanager” ihrer Patient:innen, bei denen alle Fäden zusammenlaufen. Sie kommen im häuslichen Setting immer dann zum Einsatz, wenn Patient:innen nicht selbstständig in die Ordination kommen können und deren Gesundheitszustand dringend durch einen Arzt beurteilt werden muss. So können dann die nächsten Schritte geplant und wichtige Entscheidungen für eine weitere Versorgung getroffen werden. Diese erfolgt dann mitunter nicht zwingend durch den Arzt alleine – vielmehr werden heute viele Teilbereiche der Versorgung durch andere Spezialist:Innen ergänzt (z.B.: Angehörige der Pflegeberufe, Wundmanager, Physiotherapeut:innen,…).
2. Was gehört zur ärztlichen Visite?
Zu Beginn steht die Entscheidung darüber, ob eine ärztliche Visite überhaupt notwendig ist, oder nicht. Denn eine Vielzahl an Anliegen von Patient:innen lassen sich mithilfe moderner Patient:innensoftware auch telemedizinisch beantworten. Das gilt übrigens auch für Folge-Termine: So erfordert die Besprechung eines Blutbefundes in aller Regel keinen neuerlichen Arztbesuch.
Vor Ort steht zu Beginn die ausführliche Erhebung der Anamnese und des Gesundheitszustands der Patienten. Diese Erhebung des “Status” wird fallweise durch zusätzliche, apparative Untersuchungen ergänzt (z.B. Blutabnahme, EKG, Point-of-Care-Ultraschall, Blutgasanalyse, etc.). Danach folgt eine detaillierte Behandlungsplanung: Rezepte und Verordnungen werden erstellt, respektive dringend notwendige Maßnahmen mitunter gleich vor Ort durch die Ärzt:in erbracht (z.B. Katheterwechsel, dringende Wundversorgung, etc.)
3. Welche Laborleistungen können vor Ort erbracht werden?
Allgemeinmediziner:innen verfügen meist über ein sogenanntes Point-of-Care-Labor, in welchem dringende Blutuntersuchungen meist schnell und unkompliziert durchgeführt werden können (z.B.: Blutbild, Entzündungswert-CRP, Streptokokken-Schnelltest, etc.). Darüber hinausgehende, notwendige Laborleistungen werden wenn notwendig – analog zu den Blutabnahmen in der Ordination – in die Partnerlabore nach Wien geschickt.
Im Ärztezentrum Weinviertel steht uns darüberhinaus die Möglichkeit der Blutgasanalyse zur Verfügung, die auch im Krankenhaus ein unverzichtbarerer Bestanteil in der Versorgung von Akut- und Notfallpatient:innen darstellt.
4. Was ist eine Blutgasanalyse und warum ist sie gerade für den Hausbesuch so wertvoll?
Patient:innen, die nicht mehr selbstständig in die Ordination kommen können, sind meist entweder akut erkrankt oder körperlich stark beeinträchtigt (z.B. pflegebedürftige Patient:Innen). Gerade für diese Patient:innen bietet sich eine Blutgasuntersuchung an.
Wie der Name schon sagt, besteht diese Untersuchung zum Teil aus der Analyse der im arteriellen Blut gelösten Gase (Sauerstoff, Kohlendioxid,…) und gibt wertvolle Hinweise auf die Sauerstoff- und Energieversorgung des Körpers. Darüber hinaus können über die gleiche Blutprobe auch Nierenfunktion und Säure-Basen-Haushalt beurteilt werden. Der Hämoglobingehalt wird parallel ebenso ausgewertet wie der Zuckergehalt und die Elektrolytzusammensetzung des Blutes. Das alles direkt am Krankenbett und ohne Zeitverzögerung – ein unschätzbarer Vorteil, gerade wenn es um die Entscheidung einer möglichen Hospitalisierung geht.
5. Wie funktioniert Point-Of-Care-Ultraschall?
Während Fachärzte die Organsysteme ihres jeweiligen Fachgebiets umfassend und bis ins kleinste Detail untersuchen und befunden, schallen Allgemeinmediziner:innen meist mit gezielten Fragestellungen – dafür jedoch quer durch alle Fachbereiche.
Dieses Teilgebiet der Sonografie nennt sich auch Point-Of-Care-Sonografie (POCUS – Point-Of-Care-Ultrasound). Ziel ist nicht eine umfassende Befundung einer Körperregion, sondern vielmehr die Unterstützung der Ärzt:in bei der Diagnosestellung anhand klarer Fragestellungen, die mithilfe von Ultraschall bestätigt werden können.
Ein Beispiel wäre ein Patient mit starken Schmerzen im rechten Oberbauch: in vielen Fällen ist hierfür ein Leiden im Bereich der Gallenwege verantwortlich. Mithilfe von Ultraschall lässt sich beispielsweise die Gallenblase leicht sichtbar machen. So können eventuell vorhandene Gallensteine identifiziert oder auch die massive Entzündung des Organs mit wenig Aufwand diagnostiziert werden. Wichtige Erkenntnisse über die Erkrankung können somit schon früh gestellt und die Patient:in mitunter gleich von vornherein an die richtige Klinik verwiesen werden.
6. Wie vereinbare ich einen Hausbesuch und welche Aufwände kommen auf mich zu?
Aufgrund der etwas aufwändigeren Terminplanung bitten wir um telefonische Kontaktaufnahme zu unseren Geschäftszeiten unter 02942 30 601 (Mo-Fr 14-18).
Einen aktuellen Honorarkatalog der Leistungen für den Bereich Allgemein- und Akutmedizin finden Sie hier.