Nach den hoffnungsfrohen Nachrichten aus Deutschland aus der vergangenen Wochen, scheint es nach Pfizer und Biontech diese Woche nun auch dem US-Hersteller Moderna gelungen zu sein, einen hochwirksamen Impfstoff gegen das Coronaviurs herzustellen. Ein erster Zwischenbericht spricht von einer Wirksamkeit von bis zu 94,5%. (1)

Das ist gut. Doch stellt sich mitunter auch die Frage: Wie sieht es momentan aus mit der COVID-Impfbereitschaft, innerhalb der Bevölkerung? Denn bereits vor der Pandemie wurde das Thema Impfen in den letzten Jahren wieder zunehmend kontrovers diskutiert – mitunter zunehmend befeuert durch eine gebetsmühlenartige Verbreitung von Falschmeldungen und Halbwahrheiten innerhalb der sozialen Medien.

Dabei gilt es im Zusammenhang mit der Zulassung eines COVID-19-Impfstoffes durchaus fragen, die es auf Basis wissenschaftlicher Fakten sachlich zu diskutieren gilt:

  • Wie wirksam ist der Impfstoff?
  • Welche möglichen Nebenwirkungen hat er?
  • Wie ist die Sicherheit getestet worden und wie wurde gewährleistet, dass die entsprechenden Anforderungen nicht durch den Druck der Krise beeinträchtigt wurden?
  • Wie stehen Risiken, Nebenwirkungen und unbekannte Langzeitwirkungen im Verhältnis zu den Risiken der Krankheit?

Die Art, wie diese Fragen diskutiert werden und aus welchen Quellen die Menschen ihren Informationsstand beziehen, hat schon jetzt einen maßgeblichen Einfluss auf deren Impfbereitschaft.

Eine zwischenzeitliche Momentaufnahme zum Thema liefert ein kürzlich im “Nature Medicine”-Magazin veröffentlichter Artikel.

Neue Studie zur Covid-19-Impfbereitschaft

Das Nature Magazin publizierte dazu eine Studie, in der insgesamt 13.426 Teilnehmern zu ihrer Impfbereitschaft hinsichtlich einer möglichen COVID-19-Impfung befragt wurden. Die Ergebnisse zeichnen dabei ein äußerst heterogenes und spannendes Bild:

Gerade ältere Menschen und die Risikogruppen sind von einer raschen Entwicklung eines Impfstoffs in besonderem Maße abhängig.
  • die Teilnehmer kamen aus insgesamt 19 der Top 35 betroffenen Länder, darunter auch China, Deutschland, die USA und Russland
  • knapp 72% der Befragten würden sich wahrscheinlich impfen lassen (25% stimmten eher zu, 47% stimmten voll zu), 8% auf keinen Fall
  • die höchste Zustimmung wurde mit knapp 90% in China erreicht, die niedrigste in Russland mit knapp 55%.

Auch hinsichtlich der völligen Ablehnung einer Impfung zeigte sich ein ähnliches Bild:

  • keiner der chinesischen Befragten lehnte die Impfung ab. Hingegen schlossen mehr als 15% der russischen Teilnehmer eine Impfung kategorisch aus. Nur in Polen war die Ablehnung mit 18% noch größer
  • in Deutschland gaben rund 68% der Befragten an, sich wahrscheinlich impfen lassen zu wollen – rund 10% lehnten eine Impfung entschieden ab
  • in den USA war die Zustimmung zur Impfung größer, die Ablehnung hingegen niedriger als in Deutschland.

Merkmale einer gelungenen Impfaktion

Stellt sich die Frage, wie sich eine flächendeckende Impfaktion selbst bei hoher Impfbeteiligung der Bevölkerung gestalten könnte?

Mit dieser Frage beschäftigt sich u.A. auch die gemeinsame Arbeitsgruppe aus Mitgliedern der ständigen Impfkommission (STIKO), des Deutschen Ethikrates und der nationalen Akademie der Wissenschaften (D). In einem Positionspapier formulierte sie Impfziele, die ein Impfstoff erzielen können sollte:

  • Verhinderung schwerer COVID-19-Verläufe (Hospitalisation) und TodesfälleSchutz von Personen mit besonders hohem arbeitsbedingten SARS-CoV-2-Expositionsrisiko (berufliche Indikation)
  • Verhinderung von Transmission, sowie Schutz in Umgebungen mit hohem Anteil vulnerabler Personen und in solchen mit hohem Ausbruchspotenzial
  • Aufrechterhaltung staatlicher Funktionen und des öffentlichen Lebens

Jedes einzelne dieser Impfziele ist für sich genommen wichtig. Im Idealfall trägt eine COVID-19-Impfung zu allen genannten Impfzielen bei.

Auch die Autoren der Nature Medicine Studie plädieren naturgemäß für eine zügige und möglichst flächendeckende und risikogerechte Verteilung der zur Verfügung stehenden Impfdosen. Dazu müssten natürlich entsprechende Kapazitäten im Gesundheitssystem geschaffen werden. Ebenso wichtig sei es auch, das Vertrauen der Bevölkerung in die Impfung zu gewinnen und aktiv zu fördern, damit diese überhaupt angenommen werde.

Für eine breite Impfakzeptanz und für das Vertrauen in unser Gesundheitssystem ist eine konsequente und transparente Umsetzung aller implementierter Maßnahmen notwendig und entscheidend.

Wichtig ist auch weiterhin das Einhalten der Schutzmaßnahmen

An dieser Stelle muss noch einmal betont werden: eine baldige Verfügbarkeit von Impfstoffen ersetzt die Vorbeugung durch Hygienemaßnahmen leider noch länger nicht. Dies gilt im besonderen, solange die Impfquoten niedrig sind und exakte Langzeit-Daten zu Ausmaß und Dauer des Schutzes nach einer Impfung (noch) fehlen.

Nicht ohne Grund identifizierte die WHO im letzten Jahr die Impfzögerer und -verweigerer als eine der zehn größten Bedrohungen der weltweiten Gesundheit (3). In vielen Ländern führen Impfverzögerung und Fehlinformationen dazu, dass bei verschiedenen Erkrankungen keine ausreichenden Impfraten erzielt werden können, bzw. dass ehemals ausgerottete Erkrankungen wieder aufflammen.

Quellen:

(1) https://www.derstandard.at/jetzt/livebericht/2000121723118/ab-heute-mitternacht-gilt-der-lockdown-10-824-neuinfektionen-in?responsive=false

(2) https://www.nature.com/articles/s41591-020-1124-9

(3) https://www.who.int/news-room/spotlight/ten-threats-to-global-health-in-2019